Du kannst dein Leadership nie mit Quick Fixes verändern.

Hier ist, was tatsächlich funktioniert.

Foto-Credit: halfpoint von Canva

Wir leben in einer VUCA Welt.

Volatile 

Uncertain

Complex

Ambiguous

Das erzählt dir im letzten Jahr jeder 2. Business Coach und Unternehmensberater.

Und jeder hat eine andere Idee dafür, was es braucht, um damit tatsächlich umzugehen.

“Mach diesen Persönlichkeitstest, dann weißt du genau, wie du führst, gesehen wirst, und wirst zu einem besseren Leader/Menschen!”
“Unser Webinar wird dich auf ein anderes Level bringen!”
“Wir versprechen dir sofortige Veränderung. Dieses Mal wirklich. Ganz ehrlich.” 

Ein Quick Fix nach dem nächsten jagt durch Social Media Feeds und Youtube-Werbeeinschaltungen. Und die Versuchung unseres kurzfristigen Dopamin-Systems ist groß. Schnelle Befriedigung.

Doch um mit dem Level an Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit, das sich in unserer Welt gerade bemerkbar macht, zurecht zu kommen, braucht es mehr als nur ein marketinginduziertes Dopamin-High. 

  • Präsent und klar bleiben (oder wieder werden), während andere den Kopf verlieren.
  • Unangenehme Dinge ansprechen, selbst wenn es gemütlicher ginge.
  • Verletzlich sagen, was bei dir los ist, trotz des Risikos, von anderen dafür verurteilt zu werden.
  • Wirklich gestalten, ohne weiter- oder wieder erfolglos das zu tun, was bisher immer funktioniert hat.
  • Ärger, Scham, Traurigkeit und Angst zuzulassen und dabei produktiv bleiben und Klarheit finden.
  • Mutig Muster brechen und dem Gegenwind nicht nur ins Auge sehen, sondern andere dazu mobilisieren die Segel neu zu setzen.

Das alles braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen für das, was da ist – nicht für das, was da sein hätte sollen oder da sein hätte könnendas, was da ist.

Das sind Führungskräfte, Macher*innen, Gestalter*innen, Change Maker, Entrepreneure – kurz Leader – die ehrlich und präsent hinschauen, jetzt. Aber auch alle anderen, die genug davon haben, die Spielregeln von gestern unhinterfragt weiterzuspielen.  

Menschen, die sich trauen, sich zu zeigen!

Und für die gilt: Leadership ist Aktion und nicht Position.

 

Eine schlechte Ausgangsbasis

„The greatest danger in times of turbulence is not the turbulence –
it is to act with yesterday’s logic.“
– Peter Drucker.

VUCA wurde als Begriff in den 90er Jahren vom “United States Army War College” als Begriff für die Zeit nach dem kalten Krieg geprägt. Rückblickend war da aber die Zeit noch etwas einfacher (definitiv für Menschen meines Jahrgangs).

Corona, Klimawandel, politische Polarisierung, Agilität in einer Zeit in der manches in dem Moment obsolet wird, in dem es entsteht. – VUCA verstehen wir nicht mehr nur alle, wir spüren es auch. In unserem Körper. Wir haben eine erlebte Erfahrung davon, was es bedeutet in VUCA Zeiten zu leben.

Und doch reagieren viele mit Antworten und Überzeugungen von gestern auf Fragen von heute und morgen.

Auch in den modernsten, agilsten Strukturen kommen Menschen nur schwer aus ihren Mustern heraus. 

Noch schlimmer: Manche glauben, das alles schon lange verstanden zu haben und somit auf der sicheren Seite zu sein.

Wie kann das sein?

Ein Grund liegt in der Abhängigkeit von unserem Verstand, dem Werkzeug, mit dessen Entwicklung sich so viele brüsten. 

“Wait, what!? Mein Verstand soll etwas Negatives sein? Ich hab doch Jahre zugebracht, um smarter zu werden!”

Nicht ganz.

Der Neocortex, also dort wo unser Verstand sitzt, ist der jüngste Teil unseres Gehirns.

Davor entstand das limbische System, der Teil, den wir mit Säugetieren gemeinsam haben. – Emotionen und so..

Und noch einmal davor haben wir unser kleines Reptiliengehirn entwickelt. – Fight, Flight, Freeze (und ein viertes übrigens: Fawn). 

Und in dieser Reihenfolge funktioniert auch unsere Aktivierung, wenn die Zeiten VUCA sind. Wir sind zuerst Reptil, dann Säugetier, dann denkender Mensch. Und das läuft oft so schnell ab, dass wir es gar nicht bemerken.

Problematisch wird es für uns, wenn wir glauben, nur mehr denkender Mensch zu sein.

Denn so gern wir das auch oftmals tun würden – unsere Reptilien- und Säugetieranteile lassen sich nicht einfach wegdenken. Wir glauben, dass das geht oder vielmehr, dass das gehen sollte, weil wir manchmal nach ein paar Gedanken schon wieder ruhiger werden.

Was wir damit aber eigentlich machen, ist: Vermeidung.

Wir entfernen uns von dem, was tatsächlich gerade passiert indem wir darüber nachdenken, es einordnen, ein Konzept daraus machen: Indem wir versuchen, uns eine andere Erfahrung herbei zu denken.

Und das gilt nicht nur für das bekannte positive Denken:

  • Wir sind ärgerlich und versuchen stattdessen konstruktiv zu sein.
  • Wir sind ängstlich und zeigen nur unsere überlegene Seite.
  • Wir sind traurig und setzen alles daran, professionell zu bleiben
  • Wir wollen das Meeting beenden und hören trotzdem weiter unvorbereitete Erklärungen, Mutmaßungen oder Beschwerden darüber, wie wer was falsch gemacht hat.
  • Wir haben wichtiges Feedback zu geben und denken, dass sie schon selber drauf kommen wird oder es doch vielleicht gar nicht so wichtig ist.

 

Die Vermeidungs-Maschine

As long as you keep secrets and suppress information, you are fundamentally at war with yourself.
– Bessel van der Kolk, The Body Keeps The Score

Unser Körper kommt damit aber oft nicht mit, was Bessel van der Kolk in seinem großartigen Werk “The Body Keeps The Score” eindrücklich darstellt. Wir speichern unverarbeitete Aktivierungszustände nicht nur in Gedanken, sondern vor allem in unserem Körper. Und dann treiben sie unser Verhalten.

Unser Verstand ist die größte, mächtigste Erfahrungs-Vermeidungs-Maschine, die es gibt.

Das ist natürlich nicht nur schlecht. Bei manchen Erfahrungen ist diese Fähigkeit – zumindest zeitweise – ein wirklicher Segen. Traumatische Erlebnisse, Unfälle, tatsächliche Gefahren – unser Verstand hilft uns, damit fertig zu werden und auch danach noch ein halbwegs normales Leben führen zu können. Manchmal holen uns diese Erfahrungen – teils Jahre später – aber wieder ein.

Und auch so mit den alltäglichen, vielleicht kleineren Geheimnissen.

Aus dem einen Mal, wo ich ärgerlich auf ein Teammitglied war, weil er einen kleinen Fehler gemacht hat und mir dachte “Ah, passt schon. Da muss ich nichts dazu sagen.” wird ein zweites Aufeinandertreffen bei dem ich etwas gereizter auf die Vorschläge dieses Teammitglieds reagiere als auf andere und ein drittes Meeting bei dem ich nicht mehr so genau zuhöre und mir denke “Der bringt sowieso immer so schräge Ideen ein” und beim nächsten Mal lade ich ihn gar nicht mehr ein zu einer Besprechung.

Aus kleinen (manchmal ersten) Eindrücken macht unser Verstand oft große Geschichten und lässt uns plötzlich Distanz zu einer Person aufbauen. “Der ist mir einfach unsympathisch.” “Ich habs schon immer geahnt.”

Daraus bauen wir uns gleichzeitig aber auch unser Gefängnis.

Ein Gefängnis aus Geschichten, Überzeugungen, Glaubenssätzen und Urteilen über die Welt, unsere Organisation, unser Team und uns selbst. So ist er/sie/es halt.

Und wenns mal VUCA wird, dann kommen wir nicht so schnell heraus, weil wir den Schlüssel verlegt haben. Aber, wie würde so ein Schlüssel überhaupt aussehen?

 

Sprechen über das, was da ist

“What you resist not only persists but will grow in size”
– Carl Jung

Wenn du es nicht schon in 5 anderen Artikeln gelesen hast, hier noch einmal Einsteins Beitrag dazu zur Erinnerung: “Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.”

Er hat auch gesagt: “Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

In meiner eigenen Praxis als Radical Honesty Trainer und Practitioner habe ich erlebt, wie es sich anfühlt, nicht immer die gleichen Muster weiter zu leben. Und das funktioniert weniger durch den Gedanken und Versuch, sich verändern zu müssen, sondern mehr durch das Annehmen von dem, was in einem bestimmten Moment tatsächlich ist.

Radical Honesty ist eine wahrnehmungsbasierte Kommunikationsform und Haltung. Du berichtest darüber, was du jetzt gerade 

  1. in deinem Körper wahrnehmen kannst (ich spüre gerade Schwere in meinen Augen),
  2. im Außen mit deinen Sinnen wahrnehmen kannst (ich sehe Wörter vor mir) und
  3. in deinen Gedanken wahrnehmen kannst (ich denke, dass ich den Artikel heute noch fertig schreiben will und mein Energielevel dafür vielleicht schon zu gering ist)

Und das alles OHNE eine Agenda, ein Ziel, ein Ergebnis damit im Sinn zu haben. Und wenn du eine Agenda hast, dann teilst du auch die.

Meine versteckte Agenda jetzt gerade ist es, dich von mir und meiner Kompetenz und von Ehrlichkeit als essentiellem Bestandteil für kraftvolles Leadership zu überzeugen. Sogar in diesem Satz möchte ich es dir möglichst schmackhaft und einleuchtend machen.

Du versuchst also nicht, eine Erfahrung, die du bereits hast zu vermeiden. Ein anderes Wort dafür wäre: Lügen. 

Stattdessen gehst du voll in die Erfahrung hinein, erlebst sie und lässt sie dann auch wieder ziehen. Damit wirst du wieder bereit für den nächsten Moment.

Wenn du Spannung im Bauch spürst, deinen Kollegen seit zwei Tagen grimmig anschaust und denkst “Das hätte er nicht sagen dürfen!”, dann bist du vermutlich ärgerlich. Anstatt zu versuchen Gründe dafür zu finden, warum es denn doch nicht so wichtig ist, das anzusprechen, sagst du: “Ich ärgere mich über dich dafür, dass du gesagt hast, dass meine Idee sicher nicht funktionieren wird.”

Wenn du deinen Körper wahrnimmst und dabei beobachtest, während du emotional aktiviert bist, dann hat jede Emotion eine Lebensdauer von nicht mehr als 90 (!) Sekunden. 

Und dann bist du wieder frisch für Neues, ohne emotionale Ladung.

Wenn du weiter ehrlich bleibst, würdest du vermutlich als nächstes etwas sagen wie: “Deine Meinung ist mir wichtig und ich habe mir gedacht, du hast mir nicht einmal wirklich zugehört. Ist das so?”

Puh!

Das alles braucht Mut.

Und eine gute Portion Selbstkenntnis.

Und in einer Kultur in der “negative” Emotionen wie Wut und Traurigkeit tabuisiert und als “unprofessionell” in unser Privatleben geschoben werden braucht es vermutlich auch Übung und die Erfahrung, dass die Welt nicht zusammenbricht, wenn ich ehrlich sage, was bei mir los ist.

 

Und was hat das alles mit Leadership zu tun?

“The improvisational ability to lead adaptively relies on responding to the present situation rather than importing the past into the present and laying it on the current situation like an imperfect template. […] Exercising leadership is an expression of your aliveness… But when you cover yourself up, you risk losing something as well. In the struggle to save yourself, you can give up too many of those qualities that are the essence of being alive, like innocence, curiosity, and compassion.”

― Ron Heifetz, Harvard Kennedy School Professor, Leadership without easy answers

Die Zukunft wirklich zu gestalten und Geschichten der Vergangenheit loszulassen ist schon für uns als Einzelpersonen eine Herausforderung. 

Als Leader willst du das aber auch für ein System, eine Organisation oder ein Team bewirken und Leute auf diesem Weg mitnehmen.

Die Verletzlichkeit, die du für ehrliche Konfliktgespräche brauchst ist von ihrer Qualität her die Gleiche, wie die für wirklich mutige Vorschläge, Ideen und Veränderungsversuche. Brené Brown bringt es schön auf den Punkt: “When you shut down vulnerability, you shut down opportunity.”

Um wirkliches Leadership in VUCA Bedingungen auszuüben musst du akzeptieren, dass es deine Aufgabe ist, Chaos, Verwirrung und Konflikte zu erschaffen und die Menschen durch sie hindurch zu geleiten.

Wirklich herausfordernde Situationen erfordern lernen.

Nicht nur von einer Person.

Von allen Beteiligten.

Auch von dir.

“Hi! Ich wollte noch einmal mit dir sprechen.”

[Genervt] “Ja, was denn?”

“Gestern als wir telefonierte haben.. Ich schäme mich dafür, wie ich war mit dir. Ich glaube, ich wollte einfach Recht haben. Ich wollte mich durchsetzen und hab so getan, als wüsst ich es besser. Ich möchte noch einmal mit dir über deinen Vorschlag sprechen.”

[Tiefer, erleichterter Atemzug] “Ich freu mich, dass du das sagst. Ich war vermutlich auch überzeugt, dass natürlich nur ich Recht haben kann. Ja, lass uns reden.”

Dieses Gespräch, das ich selbst mit einer Kollegin geführt habe, ist noch relativ harmlos. Und selbst das erfordert das Gehenlassen eines kleinen Ego-Teils, um tatsächlich gemeinsam weiter zu kommen.

Der langjährige Leadership Professor an der Harvard Kennedy School Ronald Heifetz meint dazu: “Menschen wehren sich meist gar nicht so sehr gegen Veränderung, sondern hauptsächlich gegen Verlust.” – Selbst wenn es “nur” um die Geschichten geht, die sie sich so lange erzählt haben. Auch die zu verlieren ist schmerzhaft.

Um andere dazu zu bringen, Neues zu wagen, musst du selbst vorgehen, deine eigenen Konflikte ausgetragen haben und klar machen, was dich in dem, was du vorhast, antreibt.

Wenn jemand ehrlich und authentisch teilt wohin die Reise gehen kann, Vertrauen da ist und andere zuhören, dann fliegt Inspiration durch den Raum, ein Knistern – eine gemeinsame Vision kann entstehen.

Auch hier ist Ehrlichkeit der Weg, der mobilisiert und nicht unsere altbekannten Manipulationsspielchen. Brad Blanton, der Autor von Radical Honesty, meint dazu: “Manipulation never works to get the result desired, but it always seems like it’s just about to work. When you get what you said you wanted by manipulation, it is never enough.”

Es reicht also nie.

Wir fühlen uns immer ein bisschen leer, ein bisschen falsch, ein bisschen daneben.

Für viele Führungskräfte kommt dann auch noch die Erfahrung von Widerstand hinzu. Manchmal von innerhalb der Organisation, manchmal von außerhalb. Wenn du dich auf Manipulation verlässt, um zu kriegen, was du willst, wird es beim jeweils nächsten Mal noch schwieriger, zu bekommen, was du willst.

Und so weiter…

Und schlussendlich leidet fast immer auch das Vertrauen derer, die du führst.

Die Menschen verstehen zwar oft nicht gleich mit dem Verstand.

Aber sie merken, dass etwas faul ist.

Dass du etwas im Schilde führst.

Und das bedeutet eine Kettenreaktion, wenn man Patrick Lencioni’s 5 Dysfunktionen eines Teams her nimmt:

Weniger Vertrauen 

> führt zu weniger Konfliktbereitschaft 

> führt zu weniger Commitment 

> führt zu weniger gegenseitiger Rechenschaft & Verantwortung

> führt zu weniger Zielorientierung

Und somit zum Verpassen deiner Ziele und zum Nicht-Funktionieren von dem, was wir eigentlich versucht haben.

Aber lass uns doch einfach das nächste Meeting machen und den Schuldigen finden oder die Umweltbedingungen – außerhalb der Organisation – die es uns schwerer oder unmöglich gemacht haben, zu tun, was wir tun wollten.

Kommt dir das bekannt vor?

„Nicht Finanzen. Nicht Strategie. Nicht Technologie. Es ist die Teamarbeit, die der ultimative Wettbewerbsvorteil bleibt, weil sie so mächtig und so selten ist“ sagt Patrick Lencioni.

Das gilt nur, wenn wir sie auch wirklich als solche nutzen.

Das gilt nur, wenn wir ehrlich zueinander sind und durch diese unangenehme Ungewissheit hindurch gehen, die entsteht, wenn wir nicht 100%ig wissen, ob wir das kriegen werden, was wir wollen. 

Wenn wir verletzlich sagen “Das ist es, was ich haben will – würdet ihr mich dabei unterstützen?” und dann auf eine ehrliche Antwort warten und solange im Gespräch bleiben, bis Konflikte ausgeräumt und Bedenken geäußert sind, dann kommen wir zu gemeinsamem Commitment.

Dieses Commitment ist aber nicht notwendigerweise sehr viel Wert.

Es hängt ab davon, ob die Menschen dir und deinem Wort, dem was du sagst, vertrauen.

 

Leadership ist wer du bist und was du tust

We speak ourselves into the world. We speak ourselves into transformation. Or not. Into new possibilities and results for ourselves. Or not. […] We always live in language. We are always generating something. It may just not be what we want…
– Chalmers Brothers, How language generates your world and mine

In diesem großartigen TEDx Talk zeigt Chalmers Brothers die unglaublich und gleichzeitig oft unterschätzte Kraft unserer Sprache beim Gestalten unserer Welt auf.

Unser Wort zählt.

Unser schweigen auch.

Als Leader gestalten wir entscheidend mit, über welche Dinge wie gesprochen wird und über welche nicht. Und wenn wir über bestimmte Dinge nicht sprechen wollen, dann passiert das, sobald wir aus dem Raum draußen sind.

Die Dinge mit denen du nicht sein kannst, die Dinge über die Leute nicht mit dir sprechen können, das sind auch die Dinge, die sie dann ohne dich und oft nicht zu deinem oder dem gemeinsamen Vorteil besprechen.

Die Sprache, die wir benutzen, schafft jedenfalls Realitäten.

Natürlich gilt das nur dann, wenn den Dingen, die wir sagen, auch jemand glaubt.

Und wenn das, was wir sagen, schlussendlich auch zu tatsächlichen Hanldungen führt.

Die Handlungen, die wir setzen, sind schlussendlich das, was uns am Ende einer Woche bleibt.

Sie gemeinsam werden zum Boden auf dem wir stehen und von dem aus wir weiter blicken können.

Viele engagierte Leader vergessen, dass sie jeden Tag mit ihrer Sprache und ihren Handlungen Realitäten erschaffen. Umso wichtiger ist dann die Kapazität diese beiden – Sprache und Handlungen – in Übereinstimmung zu bringen. Kongruenz.

Das, was wir sagen und das, was wir tun klafft oft weit, weit, weit auseinander.

Wir sagen, wir wollen offen sein und ehrlich und die besten und ein Team und agil und wertschätzend und hilfsbereit und fokussiert und innovativ und offen und inklusiv… 

Und was tatsächlich passiert, sieht oftmals ganz anders aus.

Wir überzeugen uns sogar selbst regelmäßig davon, dass wir volles Commitment haben zu etwas – und dann sind wir wieder bei unserem Punkt von vorhin: Unser Verstand gaukelt uns vor, dass unsere Überzeugung alleine schon dem tatsächlichen Eintreten, dem tatsächlichen Handeln, der wirklichen Veränderung entspricht. 

Wir vermeiden wieder die Erfahrung von dem, was tatsächlich gerade da ist – und das ist oftmals nicht das, wozu wir glauben, dass wir voll committed sind.

Eine treffende Beschreibung dafür liefern Jim Dethmer et al. in ihrem sehr empfehlenswerten Buch The 15 Commitments of Conscious Leadership: „Commitment is a statement of what is. From our perspective, you can know your commitments by your results, not by what you say your commitments are. We are all committed. Conscious leaders own their commitments by owning their results.“

Integrität ist für mich keine moralische Wertvorstellung, sondern die Kapazität das zu tun, was ich gesagt habe, dass ich tun werde. Sei dein Wort!

Und wenn du dein Wort bist, dann vertrauen dir die, die du auf dem Weg mitnehmen willst.

Viel wichtiger: Du vertraust dir selbst.

Wie oft hast du dir schon selbst etwas versprochen – mehr Sport, gesünderes Essen, früheres Schlafengehen, fokussiertere Meetings, mehr Anrufe bei potenziellen Kunden – und es dann ganz beiläufig nicht gehalten. Und so getan als wär das nie passiert.

Wie sehr kannst du dir selbst vertrauen, wenn du etwas Großes vorhast?

Wirklich erfolgreich zu werden mit dem, was du – ehrlich – tun willst, bedeutet auch, auf diese Dinge ehrlich hin zu schauen.

Dazu ein für mich sehr hilfreiches gedankliches Bild:

Stell dir vor, dass ein Seil gespannt ist zwischen dem was jetzt ist und der möglichen Zukunft, die du erschaffen willst für dich selbst, dein Team, deine Organisation oder für die Gesellschaft. 

Du ziehst mit aller Kraft an dem Seil, im besten Fall noch gemeinsam mit anderen, um diese mögliche Zukunft ins Jetzt zu ziehen. Auch, wenn andere mit anziehen – es ist dein Seil, du hast es gespannt. Und es ist geflochten aus all den Worten, die du verwendet hast, um diese mögliche Zukunft zu beschreiben. 

Jedes Mal, wenn du dein Wort brichst und nicht tust, was du gesagt hast, reißt ein Strang des Seils und damit die Kapazität von dir und deinem Team diese Zukunft tatsächlich möglich zu machen.

Dann hast du natürlich die Möglichkeit, einzelne Seilstränge zu reparieren, indem du ehrliche Gespräche führst und flickst, was zu flicken ist. 

Wenn du aber nicht in der Gewohnheit bist, in Integrität zu bleiben, dann wirst du mit dem Flicken bald einmal nicht mehr nachkommen. Und wenn du keine große Kompetenz hast, ehrliche Gespräche zu führen und Vertrauen aufzubauen, wird die Power mit der an dem Seil gezogen werden kann auch relativ rasch schwinden. 

Ehrliche Leader setzen ihre Zeit und Energie zielgerichtet ein indem sie ihre Seile stabil, die erreichbare Zukunft klar und die Menschen, die mit ihnen gemeinsam ziehen im Vertrauen halten.

Wie sehen deine Seile aus?

Hängt alles nur mehr an einem kleinen Strang?

Oder hast du stabile, starke Seile an denen du gemeinsam mit anderen ziehst?

 

Zusammenfassung

“Today’s primary threats (pollution, wars, economic crises) are all endogenous, the byproducts of our own actions. As Pogo says, „We have met the enemy and they is us. […] If our culture is to support learning organizations it will need to understand that our truths are contextual and depend on purpose and traditions of observations; it will need to bring systems, community and language back into the picture.”
– Peter Senge, Communities of commitment: The heart of learning organizations

VUCA bestimmt unser Leben, egal ob am Arbeitsplatz oder zuhause.

Und gerade wenn Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit uns aktivieren, uns ängstlich und unsicher machen, suchen wir nach schnellen Lösungen.

Wenn wir dann auch noch wenig Daten haben, also wenig wahrnehmen, was gerade ist, und dazu unsere Ängste und Überzeugungen mischen, dann bekommen wir im schlimmsten Fall: Verschwörungstheorien. Und eine Stufe davor: Geschichten, die uns auseinander bringen, Geschichten, die uns an der Realität vorbei arbeiten lassen. Geschichten mit denen wir versuchen, die Vergangenheit zu wiederholen.

Die Alternative ist, ehrlich zu werden über all das, was gerade da ist und das mit den Menschen um uns herum zu teilen. Verletzlich. Und das ist nicht leicht, aber notwendig.

Zumindest für die, die etwas vorhaben in dieser Welt.

Nur dann können wir uns gegenseitig unterstützen, gemeinsam lernen, uns aus unserem Kopfkino befreien, Vertrauen aufbauen und mit Integrität und vollem Commitment eine Zukunft gestalten, die uns ehrlich anzieht.

Das ist jedenfalls kein Quick Fix. Aber es funktioniert. Entscheide du!

Ready to Upgrade?

Ich habe ein Cheat Sheet gestaltet mit dem du dich von alltäglichen Ängsten befreien kannst. Komm raus aus dem Überlebensmodus und sofort in einen PEAK STATE. Wenn du das täglich machst, wird sich dein Leben und Wirken sehr schnell verändern.