Emotionale Führung:

Was bedeutet Mut

für mich in 2023?

Foto-Credit: Stefan Beyersdorfer

Was bedeutet Mut für mich 2023?

Alleine bei der Frage wird meine Atmung schneller, mein Oberkörper etwas kribbelig.

Zuerst einmal: Ohne Angst, kein Mut. Soweit können wir uns einigen, denke ich.

Führung, die die eigene Angst nicht anerkennt…

…ist nicht mutig, sondern gefährlich.

Führung, die die Ängste ihrer Kolleg:innen & Mitarbeiter:innen ausblendet…

…ist nicht mutig, sondern kurzsichtig.

 

Honest Leadership verbinde ich oft mit Mut.

  • Mut, Dinge anzusprechen, die unangenehm sind. Oder nichts zu sagen und zuzuhören, wenn ich lieber plappern möchte oder mir schwer tue, Stille auszuhalten.
  • Mut, Themen zu konfrontieren, die ich lieber weg schieben würde.
  • Mut, Verletzlichkeit, Emotionen und Intentionen zu zeigen, auch wenn es nicht von mir erwartet wird.

Auch, wenn es ungemütlich ist und ich es mir und dir regelmäßig lieber ersparen würde: Emotionale Führung braucht Mut.

Zu Beginn dieses Jahres frage ich mich, was gerade mutig ist für mich. Und was gerade mutig ist in der Welt da draußen. Und den Organisationen & Unternehmen, die 2023 zu einem erfolgreichen Jahr machen wollen.

Hier ist mein derzeitiger Best Guess.

 

1. Du hast keinen Purpose!

Die Vorstellung davon, dass jeder von uns einen ganz eigenen Purpose hat, den du nur finden musst, um dann erfüllt & immer im Flow dein Leben zu leben…

…ist ein kurzsichtiger Trugschluss unserer Zeit.

Ein Taschenspieler-Trick meines Egos. Damit ich doch wieder selbstüberzeugt und leicht größenwahnsinnig anderen erklären kann, warum ICH RECHT HABE!

Individuen haben keinen Purpose.
(Lebendige) Systeme haben einen Purpose.

Was ich mir anschauen kann: Welchen Purpose von welchem (lebendigen) System möchte ich unterstützen? Und was ist meine Rolle in diesem System?

Was ich mir auch anschauen kann: Purposefulness. Mich von Moment zu Moment auszurichten an einer Frage wie

  • „Was fehlt jetzt gerade?“
  • „Was will ich jetzt gerade in Bezug auf dieses Problem / dieses System / etc.“?

Daraus kann ich ein Versprechen jenseits meiner derzeitigen Fähigkeiten ableiten. Ein Versprechen, das größer ist, als das, was ich jetzt gerade für möglich halte. Ein Versprechen, für das ich mich selbst weiter entwickeln muss.

Das ist Purpose.

 

2. Du hast Verantwortung GANZ falsch verstanden

Jahrelang bin ich der Annahme nachgelaufen, dass „Verantwortung übernehmen“ bedeutet, das „Richtige“ zu tun.

  • Das zu tun, was getan gehört.
  • Den Fehler bei sich zu suchen und dann daraus zu handeln.
  • „Die Krot zu schlucken“, auch wenn ich mich dabei komplett verbiege.

Verantwortung übernehmen bedeutet aber:

Frei, ungetriggert und offen genau das zu wählen, was ich wirklich will und mit allen Konsequenzen dieser Wahl zu leben.

Je mehr ich das so sehe…

…desto mehr merke ich, wie wenig ich das in meinem Leben gelernt und vorgelebt bekommen habe.

„Die Krot zu schlucken“, fällt mir eindeutig leichter.
Und ist eindeutig das, wovon ich weniger machen möchte.

Weniger Entscheidungen und Handlungen aus Verpflichtung, Märtyrertum, hohen Ansprüchen und dem Erfüllen von Erwartungen.

Mehr aus Inspiration, Intuition und Lebendigkeit.

 

3. Vernünftig sein ist ein gefährliches Spiel

„Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ sagte Kant.

Ja eh.

Aber…

…wenn ich nicht gelernt habe,

  • auch auf meine eigenen Sinne zu vertrauen,
  • meinen Körper als Ressource & Quelle von Wahrnehmung zu begreifen
  • auch woanders als nur in meinem eigenen kleinen Verstand abzuhängen,

dann wiederhole ich brav und vernünftig das, was alle anderen vor mir schon gemacht haben.

Das kann durchaus sinnvoll sein. Zumindest, wenn es kein Automatismus ist.

Ich glaube, Kant hat uns da aber echt was eingebrockt.
Bzw. haben wir ihn etwas falsch VERSTANDen.

Mit meiner Vernunft halte ich mich davor zurück, die Erfahrungen zu machen, die es jetzt gerade zu machen gibt.

  • Ich spüre meinen Widerstand nicht. Weil es ja vernünftig ist, dabei zu sein.
  • Ich sehe keine Ungerechtigkeit. Weil ich ja weiß, dass alles seine Ordnung hat.
  • Ich treffe keine anderen Entscheidungen. Weil ich ja gelernt habe, dass es sich so gehört.

Vernünftig ist es in der Welt jetzt gerade: mehr zu haben, weiter zu wachsen, schneller zu laufen und alles zu schaffen. Kurz: Alles unter Kontrolle zu haben.

Schwierig.

Zielführender ist es aus meiner Sicht, im Sensing & Responding zu bleiben. Wahrnehmen. Von Moment zu Moment. Und meine nächste Aktion wählen.

4. Deine Empathiegrenze ist schneller erreicht, als du denkst

Wenn ich beginne mich selbst oder andere um mich herum als Objekte zu betrachten, dann schaffe ich Distanz.

Die meisten, die diesen Satz lesen, werden nicken, wenn sie ihn lesen.

Klingt doch logisch. Hab ich verstanden.

Und: „Ich bin doch niemand, der andere oder mich selbst als Objekte betrachtet.“

Gleichzeitig machen wir das ständig.

Unsere Empathiegrenze ist meistens schnell erreicht.

Woran merkst du das?

  • Wenn du versuchst, anderen unaufgefordert Ratschläge zu erteilen, sie zu coachen oder sie einfach still und heimlich bewusst oder unbewusst verurteilst.
  • Wenn du versuchst, emotionale Momente direkt zu analysieren und überlegst, was der nächste „richtige“ Schritt ist oder wie „das Problem zu lösen“ ist.
  • Wenn du versuchst, Erklärungen, Rechtfertigungen oder andere Perspektiven zu finden, für das, was jemanden vor dir gerade beschäftigt.

Keine dieser Verhaltensweisen ist per se „schlecht“.

Wenn ich sie aber unaufgefordert und reaktiv an den Tag lege, dann ist es ein gutes Zeichen dafür, dass meine Empathiegrenze überschritten ist.

Ich halte es dann nicht mehr aus, einfach nur mitzufühlen.

Stattdessen versuche ich mich, mein Gegenüber und die Situation zu kontrollieren.

Und auch das kann einen Wert haben.

Was Menschen und lebendige Systeme aber weitaus öfter tatsächlich brauchen würden, ist echtes Mitgefühl. Mitfühlen. Nicht hinein kippen. Mitfühlen.

Verständnis für die Bedürfnisse und Emotionen anderer zu haben, statt sie zu kontrollieren.

Das ist Mut.

Empathie zeigen, wenn ich es wirklich kann. Anstatt Empathie zu erzwingen, weil ich gelernt habe, dass das doch gut ist.

Das ist Mut.

Und führt zu tieferen Verbindungen, besseren Beziehungen und nachhaltigen Lösungen.

Das braucht emotionale Agilität und viel, viel Übung.

 

5. Ich als lebendiges System

Für mich ist die Klimakrise wenig überraschend.

Ich muss nur darauf schauen, wie ich mit mir selbst und den Menschen um mich herum umgehe. Und wie andere Menschen miteinander umgehen.

Das ist es auch, wie wir mit der Natur umgehen.

Und da schleicht sich trotz größter Bemühungen (oder vielleicht gerade wegen zu großer Bemühungen) immer wieder ein sehr mechanistischer Zugang ein.

  • Selbstoptimierung.
  • Nicht gut genug.
  • Moralisieren à la „Das solltest du aber schon…“
  • Mehr, mehr, mehr
  • Verantwortung abgeben
  • Kontrollieren wollen

Das sind nur ein paar Beispiele für die mechanistische Haltung, die sich durch unsere Gesellschaft, durch unsere Organisationen & Unternehmen und durch unser eigenes Leben ziehen.

Wir sind nicht immun dagegen. Und bloßes Verstanden-haben ist noch keine Lösung.

Die tatsächliche Alternative ist es in lebendigen Systemen zu denken. In miteinander verbundenen Netzwerken, die sich gegenseitig beeinflussen und brauchen.

Mechanistische Ansichten betrachten die Welt als getrennte Teile.

Tatsächlich basieren lebendige Systeme aber auf Wechselwirkungen und Feedback-Mechanismen.

Nur dadurch erhalten sie ihre Integrität und Stabilität.

Unsere Rolle als Teil dieser Systeme ist es, ihre Gesundheit und Balance zu unterstützen, anstatt sie zu beeinträchtigen und zu micromanagen.

Herausfordernd, weil natürlich wie immer gilt: Veränderung beginnt bei dir selbst.

Wie kannst du dich selbst wieder mehr als Natur erkennen und sein lassen?

Eine Perspektive, die mich in diese Richtung nicht mehr loslässt: Kein Organismus dieser Welt fragt sich, ob er genug ist. Ob er OK ist. Ob er so sein soll & darf, wie er ist.

Mit einer Ausnahme: Uns Menschen.

Stell dir Bienen vor, die sich in die Ecke setzen und sich selbst fertig machen oder davon abhalten weiter zu fliegen, weil sie nicht sicher sind, ob sie den Honig auf die richtige Art und Weise transportieren. Not gonna happen!

Wie kann ich also einfach genug sein, mir selbst genügen und mit dem sein, was halt ist – was ich halt bin?

Das braucht Mut!

 

Also, für dieses Jahr:

1. Von welchem lebendigen System bin ich Teil und welche Rolle will ich einnehmen?
2. Was will ich wirklich? Und bin ich bereit mit den Konsequenzen davon zu leben?
3. Was kann ich jetzt gerade wahrnehmen? Und welche Bedeutung gebe ich dem?
4. Wie kann ich zurückkommen, mein Gegenüber als Subjekt & nicht als Objekt zu sehen?
5. Wie kann ich mich selbst wieder als Natur und damit als vollkommen genug erkennen?

 

Wie sieht für dich 2023 Mut aus?

 

Ready to Upgrade?

 

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